Rimpar, den 15.01.2000

Liebe Freundinnen und Freunde von KLANG-BEWEGUNG,

 

die ersten Pläne für einen Rundbrief liegen schon weit zurück. Sie entstanden beim Weltmusiktherapiekongress 1996 in Hamburg. "Es wäre schön, in Verbindung zu bleiben und regelmäßig die aktuellen Informationen zu bekommen." Dann war viel Arbeit, dann wieder dachte ich, ich warte noch, bis das fertig ist, aber dann war schon das Nächste angefangen und so kam es einfach nicht dazu. Nun freue ich mich natürlich um so mehr, daß es endlich soweit ist, zu schreiben: über Neues, Verändertes und in Bewegung Geratenes.

Letztes Jahr habe ich mich entschlossen, ins neue Zeitalter der Kommunikation einzutreten: einen Computer fürs Büro anzuschaffen, eine Adressendatei anzulegen, mit e-mail zu beginnen und eine Homepage einzurichten. Die Datei bildet die Grundlage für diesen Rundbrief und hat Ordnung in die vielen Zettel gebracht. Die Homepage soll langfristig eine Informationszentrale werden. Wir haben begonnen, die grundlegenden Informationen in Deutsch einzuspeisen. Weitere Berichte, Fotos und Informationen werden wir Stück für Stück ergänzen und im Laufe des Jahres für unsere englischsprachigen Freunde übersetzen, wenn alles klappt. Ausgangspunkt für diesen Schritt war der Wunsch, die Informationen leicht zugänglich zu machen, sie mit viel Raum immer aktuell gestalten zu können und sowohl Kosten als auch Arbeit beim Versenden von Prospekten und Preislisten zu sparen. Dies sehen wir als langfristige Investition und freuen uns über Ihr Feedback; jetzt natürlich auch mit e-mail.

Wie Sie sicher schon gemerkt haben, schreibe ich manchmal "ich" und dann wieder "wir". Das liegt daran, daß über die letzten Jahre einige Helfer dazugekommen sind. So arbeite ich manchmal allein, und dann bekomme ich Unterstützung durch Karen Anke im Büro, Simone beim Internet, Christian, Paul, Gaby, Reinhard und Jürgen in der Werkstatt, Theo bei der Planung und einige andere. Ganz herzlichen Dank an dieser Stelle. Langfristig wünsche ich mir vor allem einen Partner für die Werkstatt, damit für mich wieder mehr Raum und Zeit für die Arbeit mit den Klangkörpern und die Entwicklung entsteht.

So gebe ich dieses Jahr auch nach langer Pause wieder erste Fortbildungen in Einrichtungen, worüber ich mich sehr freue.

Im Bereich Klangkörper gibt es viel Neues zu berichten:

Der Klangfreund, der neben den "Großen" (Klangschaukel, Klangboot, Kindermonochord) immer etwas zu kurz gekommen ist, hat sich nun über die Jahre als sehr stabiler Freund erwiesen. Er ist in der Zwischenzeit in allen Bereichen zu Hause: bei behinderten Menschen, Kindern, alten Menschen, Musikern, Babys... einfach überall. Vor allem seine Flexibilität, Handlichkeit, Stabilität und sein warmer Klang haben dies bewirkt. Er ist der mit Abstand meistverkaufte Klangkörper bei KLANG-BEWEGUNG und hat das wirklich auch verdient. Seit Anfang 1997 hat er durch die Füllung seiner Hohlräume mit zu Wolken aufgezogener Schafwolle noch zusätzlich an Klang, Ausstrahlung und Körperlichkeit gewonnen. Viele von Ihnen werden sich jetzt wundern, was denn Wolle in einem Klangkörper zu suchen hat. Auch ich war am Anfang über diesen Impuls mehr als verwundert. Doch das Ergebnis ist ganz klar: Die Schwingungsqualität ist sehr viel körperlicher geworden und hat viel Wärme, Ruhe und Stärke dazugewonnen.

Der Binsenkorb ist eine Entwicklung, die ihren Ausgangspunkt beim Weltmusiktherapiekongress in Hamburg hatte. Dort begegnete ich dem Babyforscher Daniel Stern, der mich anregte, etwas speziell für Babys zu entwickeln. Und so begann eine spannende Reise ganz weit zurück. Wie sollte so ein Klangkörper aussehen? Das Material, die Form, der Klang und die Beziehung zum "Spieler" bekamen große Wichtigkeit. Es entstand ein geflochtener Korb, ähnlich einer halben Nußschale. Eine sogenannte Schanze, eine der ältesten Korbflechttechniken. Das Grundgerüst unseres Korbs ist aus ungeschälter Weide und die Ausflechtung aus Binsengräsern, die zu einer endlosen Schnur gedreht sind. Die erste Erwähnung eines Binsenkorbs, die ich kenne, ist die Geschichte von Mose, der in einem Binsenkorb ausgesetzt wurde.

Binsen fühlen sich sehr weich an und haben einen angenehmen Geruch, den das Baby auch gut wiedererkennen kann. Das Material behält durch die einfache, stille Art der Verarbeitung und dadurch, daß seine "Ganzheit" erhalten bleibt, seine große Lebendigkeit und Ausstrahlung. Dies kann man hören und spüren, wenn man z. B. den Klangfreund darüber legt und spielt. Der entstehende Gesang der Obertöne ist immer ungewöhnlich ausgeglichen, auch bei starkem Spiel gibt es keine harten Impulse und mit den Händen am Korb können wir die Qualität der Schwingung spüren. So entsteht für das Kind ein vertrauter, kraftvoller und geschützter Platz. Nun gibt es auch noch die Möglichkeit, den Binsenkorb in eine kleine Hängematte zu legen. Das erzeugt ein zusätzliches Gehalten- und Geschütztsein und die Möglichkeit zur Bewegung.

Ursprünglich sind die bis dahin entstandenen Klangkörper alle mit einer Klangquelle ausgestattet gewesen. Dies ist auch beim Binsenkorb möglich. Am besten ist die Kombination mit einem Klangfreund oder einer Tanpura. Diese werden am unteren Ende des Binsenkorbs aufgelegt oder eingehängt. Das andere Ende der Tanpura oder des Klangfreunds legen wir auf unsere Schulter. Dadurch entsteht im Spiel eine einfache Art der schwingenden Verbundenheit.

Beim Binsenkorb ist jedoch stärker als bei den anderen Klangkörpern eine Eigenständigkeit in Form und Material zu erkennen, so daß er auch schon "klingt", ohne daß eine Saite gezupft wird. Wie ist es sonst möglich, daß er so klingt, wenn man z. B. einen Klangfreund darüber legt und spielt? Jeder Körper klingt auch schon ohne Ton. Das ist natürlich etwas, daß in unserer Zeit etwas verloren gegangen ist. Ein Rest ist jedoch erhalten. Irgendwie fühlen wir uns doch in einem alten Fachwerkhaus mit Lehmwänden immer noch besser als in einem Betonneubau. Wenn man eine Klangquelle an diese Wände legen und spielen würde, könnte man die ihnen jeweils schon innewohnenden Schwingungen auch hören.

In der Praxis mit Kindern hat es sich gezeigt, daß fast alle Kinder den Wunsch haben, sich in den Binsenkorb zu legen. Dies ist leicht möglich bis zu einem Alter von etwa 6 Jahren. Doch auch bei Erwachsenen scheint dieser Wunsch sehr ausgeprägt zu sein. Eine etwas kleinere Erzieherin hat es auch schon ausprobiert, sie war einfach nicht zu bremsen. Und auch in mir ist der Wunsch, das zu erleben. So entsteht im Moment der erste große Binsenkorb für Erwachsene, der bis voraussichtlich April/Mai dieses Jahres fertig sein wird.

Bei der Klangschaukel gibt es zwei wesentliche Neuerungen
Das Seitenteil der Klangschaukel sieht so aus:

 

 

Die Kufe wurde flacher, dadurch wird die Wippbewegung ruhiger und langsamer.

Für den Liegenden ist die flachere Krümmung bequemer.

Beim alten Modell gab es ein mit Saiten bespanntes Brett als Deckel. Beim neuen Modell habe ich verschiedene Möglichkeiten: Zur Verfügung steht ein mit Saiten bespannter Rahmen, ein volles Brett, und zwei Randabdeckungen.

Die erste Möglichkeit ist, ähnlich wie beim alten Modell zuerst das Brett und dann den Rahmen aufzulegen. (Dabei haben wir den Vorteil, daß die zwei Einzelteile jeweils viel leichter sind als das alte ganze Brett). Man kann jedoch auch anstelle des bespannten Rahmens eine andere Klangquelle, z. B. eine Wassertrommel oder ein Balaphon oder... auflegen.

Die zweite Möglichkeit ist, nur den Rahmen mit den zwei seitlichen Abdeckungen aufzulegen. Jetzt können wir Blickkontakt aufnehmen. Wer drinnen liegt, kann den Himmel sehen, evtl. auch selbst die Saiten spielen.

Beim Gebrauch als Schaukel hängt man zuerst den Rahmen in die Seile und legt anschließend das volle Brett auf. Auch hier haben wir den Vorteil des leichteren Gewichts. Noch ein Vorteil ist, daß durch die höhere Stabilität des Rahmens die Stimmung auch bei Belastung konstant bleibt.

Das sind die schon greifbaren Veränderungen bei der Klangschaukel. Man kann natürlich auch den Rahmen in einen Baum hängen und ihn schwingend klingen lassen, oder...

Beim Lachrohr sind die Veränderungen schon größer:

Es gibt nicht mehr ein unten geschlossenes Rohr mit Deckel, sondern verschieden lange, nach beiden Seiten hin offene Rohrsegmente, Deckel und ein Plexiglasteil mit Schiebern. Alle Teile sind untereinander beliebig kombinierbar. So gibt es die Möglichkeit, auf verschiedenste Situationen einzugehen. Die Stärke des Lachrohrs wird vor allem in der Frühförderung sein. Im Moment sind drei Prototypen im Umlauf. Sobald die Serie fertig ist, geben wir die entsprechenden Informationen in die Homepage. Auch im nächsten Rundbrief werde ich dann ausführlich darüber berichten. Bis dahin bleibt es noch spannend.

Ich verabschiede mich hiermit im Namen von KLANG-BEWEGUNG von Ihnen und wünsche Ihnen viel Freude und Frieden.

Ihr Klangfreund